Silberfieber erschüttert die globalen Märkte

Von Heinz Gerhard Schwind
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Der Silberpreis kennt derzeit kein Halten mehr. Weltweit herrscht ein regelrechter Ansturm auf das „Gold des kleinen Mannes“, begleitet von Engpässen, Lieferproblemen und nervösen Händlern. In den Handelszentren Europas und Amerikas spricht man von einer Situation, wie sie der Edelmetallmarkt seit Jahrzehnten nicht erlebt hat.

In London, wo traditionell die wichtigsten Transaktionen stattfinden, sind die Tresore fast leer. Händler berichten von dramatischen Engpässen. „Ich habe so etwas in 20 Jahren nicht erlebt“, sagt Anant Jatia, Chef des Hedgefonds Greenland Investment Management. „Es gibt schlicht keine Liquidität mehr.“ Der Preis für eine Feinunze Silber kletterte zuletzt auf 53,55 US-Dollar – höher als jemals zuvor, sogar über den Rekordstand von 1980.

Historische Knappheit lässt Preise explodieren

Was den Markt derzeit antreibt, ist kein klassischer Spekulationsrausch, sondern eine gefährliche Mischung aus geopolitischen Spannungen, industrieller Knappheit und eingeschränktem Handel. Schon kleinste Nachfrageschübe treiben die Preise in ungeahnte Höhen. Seit Jahresbeginn hat Silber um fast 80 Prozent zugelegt – weit mehr als Gold mit 56 Prozent.

Die Vorräte an physischem Silber in London, New York und Zürich sind in nur wenigen Jahren um mehr als ein Drittel geschrumpft. Um offene Lieferverträge zu erfüllen, müssen Händler inzwischen Silberbarren per Flugzeug von einem Kontinent zum anderen transportieren – ein Aufwand, der bisher Gold vorbehalten war.

Industrie hungert nach Silber – Energiewende als Preistreiber

Ein wesentlicher Grund für die Preisexplosion liegt in der rasant steigenden industriellen Nachfrage. Mehr als die Hälfte der jährlichen Silberproduktion wird heute in technischen Anwendungen verbraucht: in Solarmodulen, Elektrofahrzeugen, Halbleitern, medizinischen Geräten und Batterien.

Seine hohe Leitfähigkeit macht Silber unverzichtbar für die Energiewende. Gleichzeitig sinkt das Angebot. Die weltweite Minenförderung ist seit 2016 um rund sieben Prozent gesunken. Laut dem Silver Institute wird das Jahr 2025 bereits das fünfte aufeinanderfolgende Jahr mit Angebotsdefizit.

Silber ist heute so wichtig für die Industrie wie früher Kupfer für die Elektrifizierung“, sagt ein Analyst der Bank of America. Die Folge: eine chronische Knappheit, die sich in rasant steigenden Preisen entlädt.

Nachfrageboom in Asien verschärft die Situation

Besonders Indien trägt zur angespannten Lage bei. Dort verdoppelte sich der Silberimport innerhalb eines Jahres – getrieben durch die Feste Dussehra und Diwali, bei denen traditionell Edelmetalle verschenkt werden.

Da Gold aufgrund seines Rekordpreises für viele unerschwinglich geworden ist, weichen Käufer zunehmend auf Silber aus. Händler berichten, dass Juweliere Aufschläge von bis zu zehn Prozent auf den Weltmarktpreis akzeptieren müssen, um ausreichend Ware zu bekommen.

Dieser kulturell bedingte Nachfrageboom verschärft die ohnehin knappen Bestände zusätzlich – und heizt die globale Silberrally weiter an.

Markt in Schieflage – Leerverkäufer unter Druck

Während Investoren hektisch kaufen, geraten Leerverkäufer in die Defensive. Die Kosten für Leihgeschäfte mit physischem Silber sind in den letzten Wochen um mehr als 30 Prozent gestiegen. Händler, die auf fallende Preise spekuliert hatten, müssen nun teuer eindecken – ein klassischer Short Squeeze droht.

Zwischen Papierkontrakten und realem Metall klafft eine gefährliche Lücke“, warnt Evy Hambro von Blackrock. „Schon kleine Marktbewegungen reichen, um Panik auszulösen.

Auch das Verhältnis zwischen Gold und Silber – die sogenannte Gold-Silber-Ratio – signalisiert weiteres Aufwärtspotenzial. Mit einem Wert um 80 gilt Silber im Vergleich zu Gold noch immer als unterbewertet.

Erinnerungen an die Silberblase von 1980

Die Lage erinnert viele an den legendären Silbercrash von 1980, als die texanischen Hunt-Brüder versuchten, den Markt zu kontrollieren. Ihr Versuch endete in einem Fiasko: Der Preis stürzte um zwei Drittel ab, die Brüder verloren 1,5 Milliarden Dollar.

Doch diesmal ist der Treiber kein Spekulationsrausch, sondern eine reale Knappheit. Analysten warnen dennoch: Der Silbermarkt ist im Vergleich zu Gold winzig – das Handelsvolumen beträgt nur etwa ein Neuntel. Schon moderate Kapitalabflüsse könnten massive Korrekturen auslösen.

Ein Beispiel zeigte sich bereits am Dienstag, als der Preis innerhalb weniger Stunden um fast vier Dollar pro Unze einbrach. „Das war ein erster Warnschuss“, kommentierte ein Londoner Händler, „aber kein Trendbruch.

Viele Experten sehen das Ende der Rally noch lange nicht erreicht. Paul Williams von Solomon Global erwartet, dass der Preis bis Ende 2026 auf 100 US-Dollar steigen könnte. Auch Strategen von BNP Paribas Fortis und Goldman Sachs halten eine Verdopplung des aktuellen Wertes für wahrscheinlich.

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