EZB senkt Leitzins auf 3,5 Prozent

Von Heinz Gerhard Schwind
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Ein Schritt zur Stabilisierung der Konjunktur

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angesichts der nachlassenden Inflation ihre Geldpolitik erneut gelockert. Der zentrale Leitzins wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent gesenkt, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt am Main bekannt gab. Diese Entscheidung war von vielen Marktbeobachtern erwartet worden, da die Inflation im Euroraum zuletzt deutlich gesunken war. Mit diesem Schritt setzt die EZB ihre im Juni 2024 begonnene Zinswende fort.

Zinsanpassung zur Unterstützung der Wirtschaft

Die Zinssenkung betrifft den sogenannten Einlagesatz, den Geschäftsbanken zahlen, wenn sie überschüssige Gelder kurzfristig bei der EZB anlegen. Mit der Reduzierung auf 3,5 Prozent will die Zentralbank die Wirtschaft durch günstigere Kredite beleben. Lagarde und ihr Team hoffen, dass Unternehmen und Privatpersonen von den niedrigeren Zinsen profitieren und vermehrt Kredite aufnehmen, was Investitionen und Konsum ankurbeln könnte.

Zusätzlich zum Einlagesatz wurden auch der Hauptrefinanzierungssatz und der Spitzenrefinanzierungssatz um 0,6 Prozentpunkte gesenkt. Diese beiden Zinssätze bestimmen, zu welchen Konditionen sich Banken Geld von der EZB leihen können. Die größere Absenkung bei diesen beiden Zinssätzen resultiert aus einer zuvor festgelegten technischen Anpassung im operativen Rahmen der EZB, die im Frühjahr beschlossen wurde.

Konjunkturelle Entlastung und Zukunftsaussichten

Die jüngste Entscheidung der EZB wird von Experten als notwendiger Schritt zur konjunkturellen Entlastung bewertet. Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, kommentierte gegenüber ntv.de: „Es ist gut, dass die Leitzinsen sinken und die EZB nicht wartet, bis die Inflationsrate punktgenau 2,0 Prozent erreicht. Damit verringert sie eine unnötige Konjunkturbelastung und wirkt einer künftig zu niedrigen Inflationsrate entgegen.“

Krüger deutet zudem an, dass die EZB in Zukunft weitere Zinssenkungen in Betracht ziehen könnte. „Projektionen und Rhetorik der EZB legen nahe, dass sie zu weiteren Leitzinssenkungen neigt. Erwartungen an ein höheres Tempo bei Zinssenkungen weckt die EZB aber nicht,“ so Krüger weiter. Allerdings bleiben Inflationsrisiken bestehen, und das Lohnwachstum wird als potenzieller Faktor gesehen, der die Inflation mittelfristig antreiben könnte.

Auswirkungen auf den Finanzmarkt

Die Märkte reagierten unmittelbar auf die Entscheidung der EZB. Der deutsche Leitindex DAX gab nach der Verkündung einen Teil seiner Tagesgewinne ab, stieg aber dennoch um 1,1 Prozent auf 18.522 Punkte. Der EUROSTOXX50, der die größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone abbildet, legte um 1,4 Prozent zu und notierte bei 4830 Punkten. Der Euro blieb gegenüber dem US-Dollar stabil bei einem Wechselkurs von 1,1020 US-Dollar.

Hintergründe der Zinssenkung

Die Inflationsrate im Euroraum ist in den letzten Monaten gesunken, was den geldpolitischen Spielraum der EZB erweitert hat. Lagarde erklärte, dass die Entscheidung, die Zinsen zu senken, auf einer erwarteten weiteren Beruhigung der Inflation basiert. „Die Inflation hat sich wie erwartet entwickelt“, so die EZB-Chefin.

Durch die Senkung der Zinsen möchte die EZB nicht nur die Inflation stabilisieren, sondern auch sicherstellen, dass die Konjunktur ausreichend Unterstützung erhält. Wenn Unternehmen und Haushalte zu günstigeren Konditionen Kredite aufnehmen können, könnte dies das Wirtschaftswachstum ankurbeln. „Geld ist billiger“, erklärte ein EZB-Vertreter. „Das erleichtert Investitionen und Konsumausgaben.“

Ausblick auf zukünftige Zinspolitik

Die Frage, wie die EZB in den kommenden Monaten agieren wird, bleibt jedoch offen. Während die Zentralbank signalisiert hat, dass sie weitere Zinssenkungen in Betracht zieht, wird sie wohl behutsam vorgehen. Eine zu rasche Absenkung könnte Risiken bergen, etwa eine Überhitzung der Wirtschaft oder ein Anstieg von spekulativen Blasen auf den Finanzmärkten.

Auch die Entwicklung der Löhne wird von der EZB genau beobachtet. Das Lohnwachstum, so Krüger, sei im Vergleich zur Produktivitätsentwicklung derzeit zu hoch und könnte langfristig die Inflation wieder anheizen. Dies könnte die EZB dazu veranlassen, in Zukunft vorsichtiger zu agieren und die Zinsen langsamer zu senken.

Behutsame Schritte zur Stabilisierung

Mit der aktuellen Zinssenkung setzt die EZB ein klares Signal: Sie will die wirtschaftliche Erholung unterstützen und zugleich die Inflation unter Kontrolle halten. Die Entscheidung, die Zinsen zu senken, wurde von vielen Marktteilnehmern erwartet und dürfte kurzfristig für Erleichterung sorgen. Langfristig bleibt jedoch abzuwarten, wie die Zentralbank auf die weiterhin bestehenden Herausforderungen – insbesondere die Inflationsrisiken und das Lohnwachstum – reagieren wird. Fest steht, dass die EZB einen vorsichtigen Kurs eingeschlagen hat und ihre Zinspolitik entsprechend den konjunkturellen Entwicklungen anpassen wird.

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