Deutsche Wirtschaft: Schwaches Wachstum, steigende Sorgen

Von Heinz Gerhard Schwind
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Die deutsche Wirtschaft hat im dritten Quartal 2024 nur minimal zugelegt und bleibt unter den Erwartungen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Juli bis September um lediglich 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Frühere Schätzungen hatten noch ein Plus von 0,2 Prozent prognostiziert. Im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaft um 0,3 Prozent. „Diese Zahlen enttäuschen und zeigen, dass die Konjunktur weiterhin schwächelt“, betonte ein Marktexperte. Eine technische Rezession konnte jedoch knapp vermieden werden.

Auch in der Eurozone deutet eine neue Unternehmensumfrage auf eine Rezession hin. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel im November auf 48,1 Punkte – ein Zehn-Monats-Tief und klar unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. „Die pessimistischen Erwartungen der Manager zeigen ein schwieriges Geschäftsumfeld, das für Unsicherheit sorgt“, erklärte der Finanzdienstleister S&P Global. Der Wert liegt zudem weit unter den erwarteten 50 Punkten, was auf eine breite Konjunkturschwäche hinweist.

Großhandel fordert klare Maßnahmen

Die Lage im Großhandel verschärft sich weiter. Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) warnt vor dramatischen Folgen, sollte die Politik nicht reagieren. „Die Situation ist schlechter als zu Corona-Zeiten“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Insbesondere die Exporte nach China und in die USA seien rückläufig. „Wir brauchen dringend eine politische Kursänderung, um das Vertrauen der Unternehmen wiederherzustellen und die Nachfrage zu stabilisieren“, so Jandura.

Die Unsicherheit in den Unternehmen wächst, vor allem angesichts politischer und wirtschaftlicher Turbulenzen. Jandura forderte eine gezielte Wachstumsstrategie von der nächsten Bundesregierung: „Es ist Zeit für ein klares Signal.“

Euro unter Druck, Inflation steigt

Neben den schwachen Wirtschaftsdaten sorgt der sinkende Eurokurs für zusätzliche Belastung. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise auf 1,0339 US-Dollar – ein Jahrestief – und nähert sich der Parität. Ein Analyst kommentierte: „Die enttäuschenden Konjunkturdaten aus Deutschland und Frankreich machen eine weitere Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank sehr wahrscheinlich.“ Der Markt preist mittlerweile einen Anstieg um 38 Basispunkte ein.

EUR / USD Quelle: TradingView

Auch die Inflation zieht wieder an. Laut den Barclays-Analysten Balduin Bippus und Mark Cus Babic stiegen die Verbraucherpreise im November um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Kerninflation, die volatile Posten wie Energie ausklammert, erhöhte sich auf 2,8 Prozent. Besonders die höheren Kosten für Kerngüter und die Kraftstoffpreise treiben diese Entwicklung voran.

Industrie vor Produktionsrückgang

Die deutsche Industrie steht vor einem weiteren schwierigen Jahr. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet 2024 mit einem Produktionsrückgang von drei Prozent – das dritte Jahr in Folge. „Eine Erholung im Jahr 2025 ist nicht in Sicht“, erklärte Tanja Gönner, Hauptgeschäftsführerin des BDI. Besonders betroffen sind der Fahrzeugbau (-6,9 Prozent), der Maschinenbau (-8,5 Prozent) und die Elektroindustrie (-10,7 Prozent).

Diese Zahlen verdeutlichen den enormen Druck, unter dem die deutsche Wirtschaft steht. Ohne eine gezielte wirtschaftspolitische Neuausrichtung und Stabilisierung der internationalen Nachfrage droht eine weitere Verschärfung der Lage.

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