Die Bayer-Aktie hat am Freitag einen dramatischen Einbruch erlebt. Nachdem sie am Vortag noch ihren höchsten Stand seit Ende Oktober erreicht hatte, fiel der Kurs im Tagesverlauf um bis zu zehn Prozent, bevor er sich leicht erholte und schließlich 7,8 Prozent im Minus schloss. Der Grund für den plötzlichen Rückschlag: Pläne für eine massive Kapitalerhöhung.
Markt reagiert empfindlich auf Finanzierungsstrategie
Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer plant, das Aktienkapital um 35 Prozent zu erhöhen, um sich zusätzliche finanzielle Spielräume zu verschaffen. Die Ankündigung sorgte unter Anlegern für Nervosität, da eine Kapitalerhöhung in dieser Größenordnung eine erhebliche Verwässerung der bestehenden Anteile bedeutet.
Ein Börsenhändler erklärte: „Bayer scheint das Kapitel der Klagen abschließen zu wollen, doch dies geschieht auf Kosten der Aktionäre. Eine derart hohe Kapitalmaßnahme drückt den Wert bestehender Aktien erheblich.“
Trotz des Kursrückgangs hält Bayer an der Dividendenzahlung von 11 Cent je Aktie fest – dieselbe Höhe wie im Vorjahr.
Milliardenbedarf durch Rechtsstreitigkeiten
Die geplante Kapitalerhöhung ist eine direkte Reaktion auf die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten rund um Glyphosat, den umstrittenen Unkrautvernichter von Monsanto. Seit der Übernahme des US-Konzerns im Jahr 2018 ist Bayer mit zahlreichen Schadensersatzklagen konfrontiert.
Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann betonte in einem Schreiben an die Aktionäre, dass das Unternehmen finanzielle Flexibilität benötige: „Während wir daran arbeiten, die Rechtsstreitigkeiten einzudämmen, befinden wir uns in einer Situation, in der wir unter Umständen schnell Kapital benötigen. Diese Maßnahme dient dem Management finanzieller Risiken und gibt uns die Flexibilität, schnell reagieren zu können.“
Kursrutsch beendet Aufwärtstrend
Noch zu Jahresbeginn stand die Bayer-Aktie unter Druck, konnte sich jedoch in den vergangenen Monaten erholen und um über 30 Prozent zulegen. Mit dem jüngsten Kurseinbruch wurde jedoch ein erheblicher Teil dieser Gewinne wieder zunichtegemacht.
Zum aktuellen Kurs von 22,88 Euro (Stand 13:30 Uhr am Freitag) könnte Bayer mit der Kapitalerhöhung bis zu 7,87 Milliarden Euro einnehmen. Da neue Aktien oft mit einem Abschlag auf den aktuellen Kurs ausgegeben werden, halten Analysten einen tatsächlichen Erlös von 6,8 bis 7 Milliarden Euro für realistisch.
Anleger blicken skeptisch auf die nächsten Wochen
Die Unsicherheit über die langfristigen Auswirkungen der Kapitalerhöhung bleibt hoch. Investoren werden genau beobachten, wie Bayer die zusätzlichen Mittel einsetzt und ob die Maßnahme den erhofften strategischen Vorteil bringt.
Ob sich die Aktie in den kommenden Wochen stabilisieren kann, hängt maßgeblich davon ab, ob das Unternehmen das Vertrauen der Anleger zurückgewinnt.