Die wirtschaftliche Lage in Deutschland erreicht 2024 eine kritische Phase. Die Zahl der Firmenpleiten soll laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform auf 22.400 steigen, ein Zuwachs von 24,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Krisen der vergangenen Jahre zeigen jetzt ihre volle Wirkung“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Schon seit 2015 gab es keine derart hohe Zahl an Insolvenzen. Ursachen sind nicht nur wirtschaftspolitische Unsicherheiten, sondern auch eine mangelnde Innovationskraft, die Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit stark beeinträchtigt hat.
Die Aussichten für das kommende Jahr bleiben düster. Experten warnen vor einem weiteren Anstieg der Insolvenzen, sollte es keine grundlegenden politischen und wirtschaftlichen Veränderungen geben.
Eurozone: Wirtschaft leidet unter Rückgang
Die Wirtschaftslage der Eurozone zeigt ebenfalls Schwächen. Im Dezember 2024 blieb die Privatwirtschaft im roten Bereich, obwohl eine leichte Stabilisierung im Sammelindex von S&P Global erkennbar war. Dieser stieg auf 49,5 Punkte, blieb aber weiterhin unter der Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert.
Besonders das verarbeitende Gewerbe zeigt anhaltende Probleme. Der Einkaufsmanagerindex stagnierte bei 45,2 Punkten, was den tiefen Einschnitt in der Branche verdeutlicht. Im Gegensatz dazu erlebte der Dienstleistungssektor eine leichte Erholung, mit einem Anstieg des Index auf 51,4 Punkte.
Rufe nach einem Politikwechsel werden lauter
Angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten fordern deutsche Wirtschaftsverbände einen politischen Neustart. „Deutschland braucht dringend einen Politikwechsel“, betont Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Er kritisiert die rot-grüne Minderheitsregierung als reformunfähig und fordert weniger Bürokratie, niedrigere Lohnnebenkosten und mehr Planbarkeit für die Unternehmen.
Auch Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), sieht dringenden Handlungsbedarf. „Die Wirtschaft braucht wieder Vertrauen in die Politik und Maßnahmen, die unseren Industriestandort stärken“, so Steilemann. Gefordert werden vor allem wettbewerbsfähige Strompreise, Investitionen in Bildung und Infrastruktur sowie eine Steuerreform.
Einzelhandel kämpft mit schwachem Weihnachtsgeschäft
Auch der deutsche Einzelhandel steht unter Druck. Laut dem Handelsverband Deutschland (HDE) verlief das Weihnachtsgeschäft vor dem dritten Advent enttäuschend. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des HDE, berichtet: „Sowohl die Besucherzahlen als auch die Umsätze lagen bei den meisten Händlern unter dem Niveau des Vorjahres.“ Besonders in Innenstadtlagen und Gewerbegebieten war der Rückgang spürbar.
Nur wenige Händler meldeten zufriedenstellende Umsätze, selbst in traditionell starken Bereichen wie Spielwaren, Bücher und Elektronik. Die Herausforderungen für den Einzelhandel sind somit nicht weniger gravierend als in der Industrie.
Reformen dringend nötig
Die wirtschaftlichen Probleme in Deutschland und der Eurozone erfordern schnelles und entschlossenes Handeln. Ohne weitreichende Reformen und eine Neuausrichtung der Politik könnte Deutschland weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um den Wirtschaftsstandort zu stabilisieren und wieder auf Wachstumskurs zu bringen.