Zinsunsicherheit sorgt für Turbulenzen an den Finanzmärkten

Von Heinz Gerhard Schwind
zinssorgen-belasten-us-märkte-und-beunruhigen-anleger

US-Börsen unter Druck – Anleger verlieren Vertrauen in schnelle Zinssenkung

Die US-Aktienmärkte haben die Woche mit deutlichen Verlusten beendet. Enttäuschte Erwartungen an eine baldige Lockerung der Geldpolitik setzten die Kurse spürbar unter Druck. Der Dow Jones Industrial Average sank um ein Prozent auf 47.000 Punkte, während der S&P 500 zeitweise ebenso stark fiel, sich aber zum Handelsende auf ein Minus von 0,5 Prozent bei 6701 Punkten erholen konnte. Der Technologieindex Nasdaq verringerte seine anfänglichen Einbußen von fast zwei Prozent und schloss schließlich 0,6 Prozent tiefer bei 22.739 Punkten.

Ausschlaggebend waren die vorsichtigen Kommentare mehrerer US-Notenbankvertreter, die signalisierten, dass eine Zinssenkung im Dezember keineswegs garantiert sei. An den Terminmärkten rechnen Investoren nun nur noch mit einer 50-prozentigen Chance auf eine Senkung um 25 Basispunkte – eine deutliche Abkühlung gegenüber den 70 Prozent der Vorwoche.

Ein Marktstratege erklärte: „Die Fed bleibt zurückhaltend, weil die Inflation zwar sinkt, aber noch nicht unter Kontrolle ist. Das dämpft die Hoffnung auf billigeres Geld.“

Hightech-Titel geraten erneut unter Druck

Vor allem die Technologiewerte mussten kräftig Federn lassen. Nach einer monatelangen Rallye, die stark von der Begeisterung rund um künstliche Intelligenz (KI) getragen war, mehren sich nun die Warnungen vor einer Überbewertung vieler Branchentitel.

Der Halbleiterhersteller Applied Materials sackte um über sieben Prozent ab. Das Unternehmen erwartet, dass die Investitionen in Chip-Produktionsanlagen in China bis 2026 zurückgehen werden, da die Exportbeschränkungen der US-Regierung den Zugang zu fortschrittlicher Fertigungstechnologie erschweren.

Auch andere große Technologiekonzerne litten unter der neuen Zurückhaltung: Nvidia gab ein Prozent nach, während Broadcom, Intel und AMD zwischen zwei und vier Prozent verloren. Ein Analyst kommentierte: „Die Euphorie um KI weicht der Realität. Die Bewertungen sind hoch, und das Zinsumfeld spricht gegen riskante Wachstumswerte.“

Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits in den vergangenen Wochen sichtbar war. Viele Investoren sichern ihre Gewinne ab oder schichten Kapital in defensivere Sektoren um – ein Zeichen wachsender Vorsicht an den Märkten.

Schweizer Franken auf historischem Höhenflug

Während die Aktienkurse sanken, verzeichnete der Schweizer Franken deutliche Zugewinne. Er stieg auf ein Rekordhoch gegenüber dem Euro und gewann auch gegenüber dem US-Dollar an Stärke.

Der Euro fiel um 0,3 Prozent auf 0,9196 Franken, während der Franken zum Dollar um 0,2 Prozent zulegen konnte. Der starke Kurs wird sowohl durch die Suche nach sicheren Anlagen als auch durch wirtschaftspolitische Erwartungen gestützt.

So hoffen Marktteilnehmer auf ein bevorstehendes Handelsabkommen zwischen den USA und der Schweiz, das die aktuell 39-prozentigen US-Zölle auf Schweizer Produkte reduzieren könnte. Laut Medienberichten soll Richemont-Chef Johann Rupert vergangene Woche ein Treffen mit US-Präsident Donald Trump gehabt haben, bei dem entsprechende Gespräche geführt wurden.

Ein Devisenhändler erklärte: „Der Franken profitiert doppelt – als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten und als Gewinner möglicher Handelsliberalisierungen.“

Europäische Börsen im Minus – Rohöl verteuert sich deutlich

Auch an den europäischen Märkten setzte sich die schwächere Tendenz fort. Der DAX verlor am Freitagmittag 1,2 Prozent und fiel auf 23.756 Punkte, während der EuroStoxx 50 um 1,1 Prozent auf 5681 Punkte nachgab.

Der Euro selbst zeigte sich gegenüber dem US-Dollar leicht schwächer bei 1,1612 USD. Dagegen legten die Ölpreise deutlich zu: Die Sorte Brent verteuerte sich um 2,2 Prozent, WTI um 2,8 Prozent. Händler führten dies auf sinkende Lagerbestände in den USA und anhaltende geopolitische Spannungen im Nahen Osten zurück.

Ein Rohstoffexperte in Frankfurt sagte: „Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit und zurückhaltender Geldpolitik treibt Anleger in physische Werte. Öl und Gold profitieren derzeit klar.“

Märkte bleiben angespannt – Fokus auf Notenbankpolitik

Die Unsicherheit über den künftigen Kurs der Federal Reserve bleibt der dominierende Faktor an den Finanzmärkten. Anleger warten auf neue Konjunktur- und Inflationsdaten, die Hinweise auf den Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung liefern könnten.

Gleichzeitig rückt der Technologiesektor zunehmend in den Mittelpunkt strategischer Überlegungen. Trotz kurzfristiger Verluste bleibt der Glaube an die langfristige Relevanz von KI-Investitionen bestehen, doch viele Experten warnen vor einer Korrekturphase, bevor der nächste Aufschwung beginnen kann.Ein Fondsmanager brachte die Stimmung auf den Punkt: „Die Märkte schwanken zwischen Angst und Hoffnung. Noch ist kein klarer Trend erkennbar – das macht jede Bewegung umso heftiger.“

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Über uns

RMK Marketing Inc.
41 Lana Terrace, Mississauga, Ontario L5A 3B2, Kanada​

Besondere Beiträge

© Copyright 2024 Borse Market. All Rights Reserved.