Telekom baut mit Nvidia Milliarden-KI-Zentrum in München

Von Heinz Gerhard Schwind
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Deutschland forciert den Aufstieg zur KI-Nation

Die Deutsche Telekom startet eines der größten Technologieprojekte ihrer Geschichte. Gemeinsam mit dem US-Chiphersteller Nvidia errichtet der Konzern in München eine KI-Fabrik im Wert von über einer Milliarde Euro. Das Ziel: Deutschland als führenden Standort für Künstliche Intelligenz (KI) zu etablieren und Europas digitale Souveränität zu stärken.

Telekom-Chef Timotheus Höttges erklärte in Berlin: „Ohne KI kann keine moderne Industrie bestehen – und ohne KI verliert Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit.“ Er verwies darauf, dass derzeit nur fünf Prozent der globalen KI-Rechenleistung in Europa genutzt würden, während rund 70 Prozent in den USA konzentriert seien. Mit der neuen Anlage wolle man dieses Ungleichgewicht schrittweise korrigieren.

Daten bleiben vollständig in Deutschland

Ein zentrales Merkmal des Projekts ist die strikte Einhaltung europäischer Datenschutzrichtlinien. Höttges betonte, dass alle Daten in Deutschland gespeichert und ausschließlich von europäischen Spezialisten verwaltet werden. „Unternehmen können künftig KI nutzen, ohne ihre sensiblen Daten außer Landes zu geben,“ sagte er. Damit soll die KI-Fabrik zum Vertrauensanker für europäische Industrie- und Forschungspartner werden.

Die Telekom betreibt bereits mehr als 180 Rechenzentren weltweit, doch das Münchner Projekt markiert eine neue Dimension. Es bildet den Auftakt zu einer strategischen Neuausrichtung, die KI-basierte Industrieanwendungen ins Zentrum rückt – von Fertigung und Energie bis hin zu Finanzdienstleistungen.

Politik spricht von Signalprojekt für Europa

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) bezeichnete den Start als „einen historischen Schritt für Deutschlands technologische Zukunft“. Die Investition zeige, dass Europa bereit sei, in der globalen KI-Wirtschaft eine führende Rolle einzunehmen. „Das ist mehr als ein Rechenzentrum – es ist ein Symbol für Aufbruch und Eigenständigkeit,“ sagte Wildberger.

Auch der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume betonte die Tragweite des Projekts: „Die nächste industrielle Revolution entsteht hier in München. Der wertvollste Netzbetreiber Europas und der Weltmarktführer bei KI-Chips bündeln ihre Kräfte, um die Zukunft zu gestalten.“ Er lobte die enge Zusammenarbeit von Telekom, Nvidia und dem Softwarekonzern SAP, die das bayerische Technologie-Ökosystem zusätzlich stärken werde.

Nvidia sieht Beginn einer neuen industriellen Ära

Jensen Huang, Gründer und CEO von Nvidia, erinnerte an die deutsche Rolle bei der Erfindung der Industrie 4.0: „Mit Künstlicher Intelligenz erschaffen wir nun deren nächste Evolutionsstufe – die industrielle KI.“ Huang betonte, dass das Projekt den Übergang zu einer produktiveren, automatisierten Wirtschaft markiere, in der KI-Systeme Produktionsprozesse selbstständig optimieren.

Nvidia liefert die 10.000 Hochleistungsprozessoren (GPUs), die im neuen Rechenzentrum installiert werden. Diese sollen die Grundlage für Anwendungen in Robotik, autonomem Fahren, Forschung und Cloud-Computing bilden. Das Münchner Zentrum ist Teil einer langfristigen Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen und soll bis 2026 vollständig betriebsbereit sein.

Europa plant eigene Gigafactorys für KI

Die Telekom strebt an, das Münchner Projekt in ein europaweites Netzwerk von AI-Gigafactorys einzubinden. Die Europäische Union plant die Förderung von vier bis fünf dieser Großrechenzentren, um Europas technologische Unabhängigkeit zu sichern. Neben der Telekom bewerben sich auch die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland), Ionos und weitere Konsortien. Bundesforschungsministerin Dorothee Bär forderte, mindestens eine dieser Anlagen müsse in Deutschland entstehen.

Das Projekt im Tucherpark gilt als Favorit, da es alle Kriterien erfüllt: Standortqualität, Energienetzanbindung und direkte Nähe zu führenden Forschungseinrichtungen in München und Garching.

Industriepartner und erste Kunden stehen bereit

Zu den ersten Nutzern der Münchner KI-Fabrik zählen Agile Robots, ein führendes Unternehmen für intelligente Automatisierung, sowie SAP, die Deutsche Bank und der KI-Dienstleister Perplexity. Gemeinsam mit der Telekom wollen sie Anwendungen für Robotik, Finanzanalyse, Sprachmodelle und industrielle Prozessoptimierung entwickeln.

Wir schaffen die Infrastruktur, die Europa in das Zeitalter der industriellen Intelligenz führt,“ erklärte Höttges. Das Zusammenspiel von Rechenleistung, Datenschutz und europäischer Technologiekompetenz mache das Projekt zu einem Schlüsselbaustein für Europas Wettbewerbsfähigkeit.

Telekom entwickelt sich zum Technologiepionier

Mit dem Projekt vollzieht die Telekom einen tiefgreifenden Wandel. Vom klassischen Telekommunikationsanbieter entwickelt sie sich zum führenden Technologiepartner für KI und Cloud-Infrastruktur. Analysten sehen darin einen entscheidenden Schritt, um das Unternehmen langfristig vom europäischen Marktführer zum globalen Innovationsakteur zu machen.Das Münchner Rechenzentrum soll nicht nur neue Kunden gewinnen, sondern auch 10.000 Arbeitsplätze in Forschung, Entwicklung und Bau sichern oder neu schaffen. Für Deutschland bedeutet dies ein deutliches Signal: Die nächste Generation der Industrie entsteht nicht in Kalifornien oder Shenzhen – sondern in München.

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