Eichbaum-Brauerei: Traditionsunternehmen insolvent

Von Heinz Gerhard Schwind
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Finanzielle Schieflage zwingt zur Eigenverwaltung

Die Mannheimer Eichbaum-Brauerei, eine der ältesten und bekanntesten Traditionsmarken Deutschlands, steht vor einem tiefgreifenden Einschnitt. Nach über 340 Jahren Braugeschichte hat die Geschäftsführung das Verfahren einer Insolvenz in Eigenverwaltung eingeleitet. Rund 300 Beschäftigte wurden am Dienstag über diesen Schritt informiert. Ziel ist es, den Fortbestand des Betriebs zu sichern und die Sanierung in eigener Regie durchzuführen – unter gerichtlicher Aufsicht, aber mit Handlungsfreiheit für die Unternehmensleitung.

Verkauf von Karamalz ohne nachhaltige Wirkung

Der jüngste Verkauf der Kultmarke „Karamalz“ an die Brauerei Veltins hatte noch Hoffnung auf finanzielle Entlastung geweckt. Doch die erzielten Erlöse konnten die wirtschaftliche Notlage offenbar nicht entscheidend mildern. Branchenexperten bewerten den Schritt als „späten Rettungsversuch“, der angesichts des verschärften Wettbewerbs und steigender Kosten nicht mehr ausreichte.
Der traditionsreiche Betrieb kämpfte schon länger mit den Folgen steigender Rohstoffpreise, sinkender Margen und eines schrumpfenden Biermarkts. Der nun eingeleitete Sanierungspfad gilt als letzter Ausweg, um die Eigenständigkeit der Brauerei zu bewahren.

Unruhe unter den Beschäftigten

Für zusätzliche Verstimmung sorgte das Verhalten der Geschäftsleitung: Bei einer anberaumten Betriebsversammlung blieben sowohl Inhaber Andreas Hiby-Durst als auch Technikchef Markus Lopsien fern. Diese Abwesenheit stieß bei der Belegschaft auf Unverständnis.
Betriebsratsvorsitzender Georg Dohr äußerte dennoch Zuversicht: „Wir glauben fest an die Zukunft des Standorts Mannheim – und an die Stärke unserer Mitarbeiter.“ Auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) stärkt den Beschäftigten den Rücken. Sie fordert von der Unternehmensführung Offenheit und Dialogbereitschaft: „Entscheidungen dürfen nicht über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg getroffen werden. Vorrang hat der Erhalt der Arbeitsplätze.“

Kritik an Exportpolitik nach Russland

Bereits vor der Insolvenz hatte Eichbaum mit negativer Berichterstattung zu kämpfen. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges behielt das Unternehmen seine Bierexporte nach Russland zunächst bei – im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Produzenten, die ihre Geschäftsbeziehungen einstellten.
Diese Haltung sorgte für öffentliche Kritik und schadete dem Ruf der Marke. Erst neue Einfuhrbeschränkungen stoppten die umstrittenen Lieferungen. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass diese Episode die wirtschaftliche und moralische Position des Unternehmens zusätzlich schwächte und potenzielle Investoren abschreckte.

Sanierung als letzte Chance

Im Rahmen der Eigenverwaltung will Eichbaum nun eine umfassende Restrukturierung einleiten. Geplant ist eine Neuordnung der Produktionsprozesse und eine strategische Neuausrichtung der Markenstruktur. Ob dies gelingt, hängt maßgeblich von der Unterstützung der Gläubiger, der Stadt Mannheim und möglicher Investoren ab.
Trotz der prekären Lage überwiegt in der Region die Hoffnung, dass die älteste Brauerei Mannheims ihre Tradition fortsetzen kann. Für viele Mitarbeiter ist Eichbaum mehr als ein Arbeitgeber – es ist ein Stück regionaler Identität, das sie nicht kampflos aufgeben wollen.

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