TSMC stärkt US-Halbleiterstandort mit Milliardenoffensive

Von Karin Gutmann
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Phoenix entwickelt sich zum neuen Zentrum der Chipindustrie

Die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) treibt den Ausbau ihrer US-Kapazitäten mit bemerkenswerter Konsequenz voran. Im Mittelpunkt steht der gigantische 165-Milliarden-US-Dollar-Komplex in Phoenix, der maßgeblich dazu beitragen soll, die nächste Generation von KI- und Hochleistungsprozessoren direkt in den USA zu fertigen.

TSMC-Chef C.C. Wei betonte kürzlich, die globale KI-Entwicklung befinde sich „erst am Anfang eines langfristigen Zyklus“. Diese Einschätzung untermauert den strategischen Stellenwert des US-Standorts: Er ist nicht nur regionales Ergänzungswerk, sondern integraler Bestandteil einer global ausgelegten Fertigungsarchitektur über Jahrzehnte hinweg.

Bereits jetzt werden in Arizona Chips produziert, die von führenden Technologieunternehmen im Bereich Rechenzentren, Automatisierung und Edge-AI eingesetzt werden. Weitere Kapazitäten entstehen im Zuge laufender Bauprojekte.

Ausbildungsoffensive soll Fachkräftemangel beheben

Ein zentrales Element der US-Strategie ist die Ausbildung lokaler Spezialisten. 5 Millionen US-Dollar fließen in ein mehrstufiges Ausbildungsprogramm, das vier technische Schwerpunkte abdeckt: Anlagenbetrieb, Prozessführung, Fertigungssteuerung und Gerätetechnik.

Gemeinsam mit Arizona State University, Northern Arizona University, Grand Canyon University und dem regionalen College-Verbund wurden Curricula entwickelt, die Theorie und Praxis eng verzahnen. Rund 130 neue Auszubildende starten 2025 in diese Programme.

Die Präsidentin von TSMC Arizona, Rose Castanares, erklärte:
Einer der wichtigsten Gründe für unsere Expansion war die Chance, auf ein starkes lokales Talentnetzwerk zurückzugreifen und eng mit US-Universitäten zusammenzuarbeiten.

Die Zusammenarbeit geht über reine Ausbildungsprogramme hinaus: ASU beherbergt inzwischen mehrere nationale Forschungseinrichtungen für Mikrotechnologien, darunter das neue National Semiconductor Technology Center.

Hohe Ausbeute bestätigt erfolgreiche Technologieübertragung

Ein kritischer Erfolgsindikator bei neuen Fertigungsanlagen ist die Ausbeute funktionsfähiger Chips pro Siliziumwafer. Laut TSMC-U.S.-Präsident Rick Cassidy lagen die anfänglichen Yield-Raten in Arizona vier Prozentpunkte über vergleichbaren Produktionslinien in Taiwan.

Die wirtschaftliche Bedeutung ist enorm: Nur durch hohe Ausbeuten erreichen Halbleiterfabriken die notwendige Rentabilität.

Die erste Fabrik in Phoenix nahm Ende 2024 die Serienfertigung im 4-Nanometer-Prozess auf und produziert bis zu 30.000 Wafer pro Monat. Die Kapazitäten sind vollständig an Kunden wie Apple, AMD und Nvidia ausgelastet.

Bereits im ersten Halbjahr 2025 schrieb TSMC Arizona schwarze Zahlen — ein außergewöhnlich schneller Übergang in die Profitabilität.

Neue Werke sichern technologische Führungsrolle

Der zügige Produktionshochlauf ermöglicht es TSMC, weitere Werke schneller umzusetzen:

  • Zweite Fabrik: Fertigstellung früher als geplant, Produktionsstart in 3 nm ab 2026/27
  • Dritte Fabrik: Baustart April 2025, geplant für 2 nm und das neue A16-Verfahren
  • Zusätzliche Advanced-Packaging-Einheiten und ein Forschungszentrum sind in Planung

Damit wird Arizona einer der wenigen Standorte weltweit sein, der mehrere Spitzentechnologien parallel produziert.

TSMC-Chef Wei bekräftigte:
Wir werden unsere modernsten Fertigungstechnologien auch in den USA einsetzen.

Großkunden sichern langfristige Auslastung

Mehrere führende Halbleiterabnehmer haben öffentlich bestätigt, langfristig auf die Produktion in Arizona zu setzen.

AMD-CEO Lisa Su sagte:
TSMC Arizona gibt uns die Freiheit, uns auf die Entwicklung leistungsstarker Chips zu konzentrieren, die weltweit Maßstäbe setzen.

Nvidia-Chef Jensen Huang nannte den Produktionsstart seiner KI-Chips in Phoenix ein „historisches Ereignis“.

Auch Apple baut seine US-Lieferkette konsequent aus und wurde zum größten Einzelkunden des Standorts.

Diese Zusagen geben TSMC Planungssicherheit für weitere Milliardeninvestitionen.

Staatliche Förderung und strategische Risiken

Der Aufbau der US-Produktion wäre ohne staatliche Unterstützung kaum möglich gewesen. TSMC erhält:

  • 6,6 Mrd. US-Dollar aus dem CHIPS-Act
  • bis zu 5 Mrd. US-Dollar an günstigen Krediten
  • 25 % Steuergutschrift auf qualifizierte Investitionen

TSMC-Finanzchef Wendell Huang schätzt, dass US-Fabriken in den ersten Jahren 2–3 Prozentpunkte niedrigere Margen erzielen, erwartet aber deutliche Skaleneffekte, sobald Arizona zu einem bedeutenden Anteil des weltweiten Produktionsvolumens beiträgt.

Die geografische Diversifikation gilt als Antwort auf geopolitische Spannungen und Lieferkettenrisiken. Laut Wei ist US-Produktion „unverzichtbar“, um die Versorgungssicherheit globaler Kunden zu garantieren.

Regionale Wirtschaft erlebt tiefgreifenden Strukturwandel

Die Präsenz von TSMC hat Phoenix zu einem der dynamischsten High-Tech-Cluster Nordamerikas gemacht.

Seit 2020 siedelten sich 39 Zulieferer und Partnerunternehmen in der Region an und investierten über 37 Milliarden US-Dollar. Mehr als 7.700 neue Arbeitsplätze entstanden allein im Ökosystem rund um den Halbleitersektor.

Parallel entstehen großflächige Wohn- und Gewerbegebiete wie das 7-Milliarden-US-Dollar-Projekt „Halo Vista“, das langfristig bis zu 62.000 Arbeitsplätze unterstützen soll.

Die Bedeutung Phoenix’ zeigt sich auch darin, dass die wichtige Branchenmesse Semicon West ab 2025 dauerhaft von San Francisco nach Arizona verlegt wurde.

Globale Auswirkungen auf die Industrieordnung

TSMCs schnelle Fortschritte in Arizona verändern die Wettbewerbslandschaft.

Während Intel und Samsung mit Verzögerungen und Kostendruck kämpfen, gelingt TSMC der seltene Beweis, dass modernste Chipfertigung auch außerhalb Ostasiens erfolgreich betrieben werden kann.

Der Standort soll langfristig rund 30 % der globalen Kapazitäten für Sub-2-nm-Technologien aufnehmen. Damit steigt die strategische Bedeutung der USA für die internationale Halbleiterproduktion erheblich.

Wei unterstrich erneut seine Langfristprognose: Die Nachfrage nach KI-Rechenleistung werde „auf Jahrzehnte hinaus wachsen“.

TSMCs Großprojekt in Arizona ist somit weit mehr als eine regionale Fabrikerweiterung – es ist ein Fundament für die Technologiearchitektur der kommenden Generationen.

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