Die Schweiz hat angekündigt, ein mögliches Gipfeltreffen zwischen Wolodymyr Selenskyj und Wladimir Putin ausrichten zu wollen. Außenminister Ignazio Cassis erklärte in einem Interview: „Wir sind bereit für so ein Treffen und wir danken auch für das uns entgegengebrachte Vertrauen.“ Bereits in der Vergangenheit habe die Schweiz ihre Offenheit für diplomatische Initiativen betont. Als potenzieller Austragungsort gilt Genf, das mit seiner Rolle als europäischer UNO-Sitz seit Jahrzehnten Schauplatz bedeutender internationaler Verhandlungen ist.
Immunitätsregel trotz Haftbefehls
Brisant ist die Frage, wie die Schweiz mit dem im März 2023 vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) erlassenen Haftbefehl gegen Putin umgehen würde. Der Kremlchef wird beschuldigt, für die Zwangsverschleppung ukrainischer Kinder verantwortlich zu sein. Eigentlich müsste die Schweiz Putin bei einer Einreise festnehmen, da sie das Römische Statut anerkennt.
Doch Cassis betonte: „Wir könnten so ein Treffen durchführen, und wir wissen, was zu tun ist, damit das problemlos abläuft.“ Grundlage sei ein Beschluss des Bundesrates aus dem Jahr 2024, der in speziellen Fällen Immunität für Gipfeltreffen vorsieht. Damit will Bern seine neutrale Vermittlerrolle wahren und internationale Gespräche nicht gefährden.
Moskau mahnt zur Vorsicht
Während die Schweiz ihre Tür weit öffnet, tritt Moskau auf die Bremse. Außenminister Sergej Lawrow machte deutlich, dass sein Land zwar grundsätzlich zu Gesprächen bereit sei, jedoch nur unter klaren Voraussetzungen. „Alle Kontakte unter Beteiligung der Staatschefs müssen äußerst sorgfältig vorbereitet werden“, sagte er im russischen Staatsfernsehen.
Nach russischer Vorstellung sollen zunächst Delegationen auf niedrigerer Ebene verhandeln, um mögliche Vereinbarungen vorzubereiten. Erst wenn ein belastbarer Rahmen steht, sollen Putin und Selenskyj zusammenkommen und das Ergebnis formell bestätigen.
Fortschritte und Blockaden
Die bisherigen Gespräche zwischen Russland und der Ukraine laufen seit Mai 2025, haben aber nur begrenzte Ergebnisse gebracht. Neben einigen größeren Gefangenenaustauschen gab es kaum Fortschritte bei den zentralen Fragen einer Waffenruhe oder eines dauerhaften Friedens. Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte mehrfach betont, dass letztlich nur Putin persönlich die Macht habe, den Krieg zu beenden.
Seine Forderung nach einem direkten Treffen unterstreicht diese Einschätzung. „Der Schlüssel zum Frieden liegt im Kreml“, so Selenskyj in einer Rede. Viele Beobachter sehen in einem möglichen Gipfel daher die Chance, eine politische Wende einzuleiten, auch wenn schnelle Ergebnisse unwahrscheinlich erscheinen.
Internationale Erwartungen
Auf internationaler Ebene wächst die Spannung. US-Präsident Donald Trump hatte nach Gesprächen mit Selenskyj in Washington angedeutet, dass ein Gipfel bereits bald Realität werden könnte. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte die Einschätzung, ein Treffen könne „innerhalb der nächsten zwei Wochen“ zustande kommen.
Ob sich diese optimistischen Zeitpläne halten lassen, bleibt jedoch fraglich. Die Zurückhaltung Moskaus und die komplizierten Vorbedingungen könnten die Dynamik ausbremsen. Gleichzeitig sorgt die Schweizer Ankündigung, Putin trotz Haftbefehl Einreise zu gewähren, weltweit für Diskussionen – ein Balanceakt zwischen Recht, Diplomatie und politischer Realität.