Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag beschlossen, ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent zu senken. Es ist bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass die EZB ihre Zinsen reduziert, nachdem sie im Juni eine Zinswende eingeleitet hatte. Diese Maßnahme steht im Kontext einer gelockerten Geldpolitik, die darauf abzielt, die schwache Wirtschaft in der Eurozone zu stützen und die Inflation in den Griff zu bekommen.
Einfluss auf Kredite und Sparer
Durch die Senkung des Leitzinses wird Geld günstiger. Für Verbraucher bedeutet dies, dass die Kosten für Kredite, insbesondere für Baufinanzierungen, potenziell sinken werden. Wer plant, eine Immobilie zu erwerben, kann also von niedrigeren Zinsen profitieren, allerdings nicht sofort. In der Regel gelten die vergünstigten Konditionen erst für neu abgeschlossene Finanzierungen. Experten raten daher, mit dem Abschluss eines Baukredits möglicherweise noch etwas zu warten, bis die Zinsanpassungen vollständig in Kraft treten.
Für Sparer hingegen sind die Folgen weniger erfreulich. Durch die niedrigeren Zinsen sinken die Renditen auf Sparguthaben sowie auf Lebensversicherungen, was zu einer schwindenden Attraktivität dieser Anlagen führen könnte.
Konjunkturbelebung als Ziel
Die EZB verfolgt mit dieser Zinssenkung das Ziel, die schwächelnde Wirtschaft in der Eurozone anzukurbeln. Günstigere Kredite erleichtern es Unternehmen, Investitionen zu tätigen, was langfristig das Wachstum fördern soll. Die EZB hat jedoch eingeräumt, dass die Wirtschaftslage in der Eurozone, insbesondere in Deutschland, derzeit alles andere als robust ist.
„Wir sehen eine deutliche Schwächung der Konjunktur in der Eurozone, vor allem in Deutschland, das derzeit als Bremsklotz wirkt“, erklärte ein EZB-Sprecher. Die Notenbank rechnet für das laufende Jahr nur noch mit einem minimalen Wachstum von 0,8 Prozent. Dieser Wert liegt unter den Erwartungen vom Sommer, was zeigt, dass die konjunkturellen Herausforderungen größer sind als zunächst angenommen.
Teuerung unter EZB-Ziel
Ein weiterer Grund für die erneute Zinssenkung ist die gesunkene Inflationsrate. Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat ist die Teuerungsrate im September auf 1,7 Prozent gefallen. Damit liegt sie deutlich unter dem von der EZB angestrebten Zielwert von zwei Prozent. Im August betrug die Inflationsrate noch 2,2 Prozent, und hohe Inflationswerte von über zehn Prozent, wie sie im Herbst 2022 auftraten, sind inzwischen Geschichte.
Obwohl sich die Inflation abgeschwächt hat, bleibt die EZB vorsichtig. Es gibt keine klare Aussage darüber, ob die Zinsen im Dezember weiter gesenkt werden. „Wir legen uns nicht vorab auf einen Zinspfad fest“, betonte der Sprecher. Vieles hänge von der weiteren Entwicklung der Inflation und der wirtschaftlichen Lage ab.
Ausblick
Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB sind Teil einer Strategie, die schwache Konjunktur zu stabilisieren. In den nächsten Jahren erwartet die Zentralbank eine leichte Erholung, jedoch bleibt das Wachstumspotenzial vorerst begrenzt. Besonders die deutsche Wirtschaft, die derzeit stagniert, dürfte die Erholung im Euroraum weiterhin erschweren.