Zahlen aus dem November zeigen leichte Trendwende
Die Verbraucherpreise im Euroraum haben sich im November anders entwickelt als von der Mehrheit der Ökonomen erwartet. Während die monatliche Teuerungsrate wie prognostiziert zurückging, fiel die Jahresteuerung überraschend etwas höher aus. Nach Angaben der europäischen Statistikbehörde sanken die Verbraucherpreise im Vergleich zum Oktober um 0,3 Prozent, lagen aber 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Vormonat hatte die Jahresrate noch bei 2,1 Prozent gelegen.
Damit weist die Preisentwicklung eine leichte Gegenbewegung aus, denn Experten hatten ein weitgehend unverändertes Inflationsniveau prognostiziert. Die meisten Wirtschaftsforscher waren von einem monatlichen Rückgang um 0,3 Prozent und einer gleichbleibenden Jahresrate von 2,1 Prozent ausgegangen.
Kerninflation mit unterschiedlichen Signalen
Wichtig für die Einschätzung der geldpolitischen Lage sind insbesondere die Kernverbraucherpreise, da sie besonders volatile Komponenten ausschließen. Dazu gehören Energiepreise sowie Lebensmittel oder Tabakwaren. Diese Kerninflation sank im Monatsvergleich um 0,4 Prozent und lag im Jahresvergleich um 2,4 Prozent höher. Erwartet worden waren Werte von minus 0,5 Prozent und einem Anstieg von 2,5 Prozent.
Damit bestätigt sich ein Bild moderater Preisdynamik bei den Kernkomponenten. Die Entwicklung der Gesamtinflation wird in diesem Zeitraum deutlich stärker durch Schwankungen im Energiesegment bestimmt. Die Verlangsamung innerhalb der Kernrate wird von vielen Ökonomen als Hinweis auf eine Stabilisierung der langfristigen Preisentwicklung interpretiert.
Experten sehen keine akute geldpolitische Gefahr
Während die leicht höhere Inflation kurzfristig für Nervosität an den Märkten sorgte, betrachten führende Analysten diese Entwicklung nicht als Wendepunkt. Der Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger, erklärte: „Der Anstieg der Inflationsrate hat mit Inflation nichts zu tun.“ Er verwies darauf, dass der milde Anstieg vor allem auf außergewöhnliche Energieschwankungen im Oktober zurückgehe und nicht auf einen strukturellen Preisauftrieb.
Krüger stellte weiter fest: „Die Inflationsrate ist da, wo sie sein soll. Nach vorne geschaut zeichnet sich eine längere Phase mit einer preisstabilen Entwicklung ab.“ Für ihn deutet die langfristige Projektion darauf hin, dass die Verbraucherpreise Anfang 2026 sogar zeitweise unter die Marke von 2,0 Prozent fallen könnten. Die Einschätzung bestätigt die Erwartung vieler Banken, dass der Preisdruck in den kommenden Quartalen eher weiter nachlässt.
EZB voraussichtlich ohne Handlungsdruck
Mit Blick auf die Europäische Zentralbank ergeben sich aus diesen Daten keine unmittelbaren Konsequenzen für die Geldpolitik. Die Leitzinsen befinden sich auf einem Niveau, das die Notenbank als angemessen betrachtet. Die Zentralbank geht weiterhin von einem Inflationswert von 1,7 Prozent für das Jahr 2026 aus. Ein deutlicher höherer Teuerungsschub, der eine weitere geldpolitische Straffung notwendig machen würde, ist aus heutiger Sicht nicht erkennbar.
Sowohl die langfristigen Prognosen als auch die Entwicklung der Kerninflation sprechen dafür, dass die EZB weiterhin Kurs halten wird. Krüger fasste diese Einschätzung mit deutlichen Worten zusammen: „Die EZB kann sich beruhigt zurücklehnen und die Leitzinsen dort belassen, wo sie sind.“
Preisstabilität bleibt das Ziel
Trotz des leicht höheren Jahreswertes im November bleibt das übergeordnete Ziel einer stabilen Preisentwicklung erreichbar. Der Rückgang der Monatsrate und die stabile Kerninflation zeigen, dass die Entwicklung der Verbraucherpreise auf breiter Basis unter Kontrolle bleibt. Die Finanzmärkte beobachten diese Entwicklungen dennoch aufmerksam, da sie Hinweise auf mögliche geldpolitische Entscheidungen liefern, die Auswirkungen auf Zinsen, Kreditmärkte und Investitionen haben können.
Die kommenden Monate bleiben entscheidend für die Frage, ob sich die Inflation nachhaltig stabilisiert oder ob erneut externe Faktoren wie geopolitische Spannungen oder Energiepreissprünge stärkere Ausschläge verursachen. Für die geldpolitischen Entscheidungsträger bleiben diese Indikatoren ein zentrales Steuerungsinstrument.
