Die anhaltend hohen Energiepreise entwickeln sich für Millionen Menschen in Deutschland zu einer ernsthaften Belastung. Besonders die Heizkosten haben sich seit Beginn der Energiekrise drastisch verteuert. Nach aktuellen Berechnungen liegen die Kostensteigerungen seit 2021 bei bis zu 47 Prozent, was in vielen Fällen mehrere Hundert Euro pro Jahr ausmacht.
Energiepreise steigen auf Rekordniveau
Egal ob Gas, Öl oder Fernwärme – die Heizkosten sind in nahezu allen Bereichen deutlich gestiegen. Bei einer durchschnittlichen Wohnung von 70 Quadratmetern mit Gasheizung beträgt die Mehrbelastung rund 220 Euro jährlich, was einem Plus von 36 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Noch stärker fällt der Anstieg bei Fernwärme aus: Hier summieren sich die Mehrkosten auf etwa 330 Euro, ein Zuwachs von 42 Prozent. Nutzer von Ölheizungen müssen sogar 288 Euro mehr einplanen, ein Anstieg um 47 Prozent innerhalb von drei Jahren.
Der Immobiliendienstleister Ista wertete dafür drei Millionen Heizabrechnungen aus und kommt zu dem Schluss, dass der Preisschub flächendeckend spürbar ist. Trotz staatlicher Maßnahmen und Entlastungspakete habe sich der Aufwärtstrend bei den Energiekosten ungebremst fortgesetzt.
Mietervereine melden Beratungsansturm
Die hohen Nachforderungen bringen viele Haushalte in Bedrängnis. Immer mehr Menschen wenden sich an Mietervereine oder Verbraucherzentralen, um Unterstützung zu suchen. „Viele Mieter sind überrascht, wie stark ihre Heizkosten gestiegen sind“, erklärte Stefan Schmalfeldt, Leiter der Rechtsabteilung des Hamburger Mietervereins. Die monatlichen Vorauszahlungen reichten häufig nicht mehr aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken.
Beim Berliner Mieterverein wurden bis Ende September 14.628 Heizkostenberatungen verzeichnet – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren. 2024 lag die Zahl noch bei 22.881 Fällen, 2022 bei 15.894. Zum Vergleich: 2019 benötigten lediglich 9.417 Haushalte entsprechende Hilfe. Der Trend zeigt, wie stark die steigenden Energiepreise den Alltag vieler Menschen beeinflussen.
Wachsende Zahl von Zahlungsausfällen
Ein weiteres Warnsignal kommt vom Statistischen Bundesamt: Rund 4,2 Millionen Haushalte in Deutschland befanden sich 2024 im Zahlungsverzug bei ihren Energieversorgern. Besonders betroffen sind Mieter – 6,4 Prozent konnten ihre Rechnungen nicht fristgerecht begleichen, während der Anteil bei Eigentümern bei 3,4 Prozent lag.
Neben den laufenden Heizkosten geraten viele Familien auch durch unerwartete Ausgaben zusätzlich unter Druck. Fast ein Drittel der Bevölkerung (32,2 Prozent) lebt laut Destatis in Haushalten, die ungeplante Kosten von über 1.250 Euro nicht aus eigener Kraft finanzieren können.
Keine Entspannung am Horizont
Experten erwarten keine schnelle Besserung. Trotz einzelner Entlastungen bleiben die Energiepreise auf hohem Niveau, während CO₂-Abgaben und Netzgebühren zusätzliche Kosten verursachen. Die Verbraucherzentralen rechnen daher mit weiter steigender Nachfrage nach Beratung.Für viele Haushalte ist Energiesparen inzwischen zur Notwendigkeit geworden – doch selbst bewusster Verbrauch ändert wenig an den steigenden Fixkosten. Die wachsende Zahl der Betroffenen zeigt, dass die Heizkosten längst zu einem sozialen Risiko geworden sind, das weite Teile der Bevölkerung betrifft.
