CHEMIESEKTOR IN DER KRISE: BRANCHE WARNT VOR EINBRUCH

Von Heinz Gerhard Schwind
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Deutsche Industrie kämpft mit sinkender Produktion

Die Lage der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie spitzt sich weiter zu. Nach Angaben des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) setzte sich die Talfahrt im dritten Quartal 2025 ungebremst fort. Die Produktion sank im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent, während der Umsatz auf 52,1 Milliarden Euro fiel – ein Rückgang um 2,3 Prozent. Besonders dramatisch ist die Entwicklung bei der Anlagenauslastung, die mit nur 70 Prozent ein neues Tief erreichte und damit deutlich unter der rentablen Schwelle liegt.

Chemie verliert, Pharma legt zu

Die Schwäche trifft vor allem den klassischen Chemiebereich, dessen Produktion um 4,3 Prozent einbrach. Dagegen verzeichnete die Pharmaindustrie ein Plus von 3,4 Prozent und bleibt damit die einzige stabile Säule innerhalb des Gesamtsektors. Während Arzneimittelhersteller weiterhin von einer hohen globalen Nachfrage profitieren, kämpft die Chemie mit schrumpfenden Auftragseingängen aus Schlüsselbranchen wie der Automobil- und Bauindustrie.

Branchenverband spricht von „dramatischer Lage“

Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des VCI, warnte eindringlich vor einem strukturellen Absturz: „Die Industrie taumelt Richtung Jahresende. Produktion, Umsatz, Preise, Auslastung – alles steht im Minus. Der Knock-out rückt immer näher.“ Nach Einschätzung des Verbands droht der deutschen Chemiebranche ein dauerhafter Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht rasch verbessern.

Kostenexplosion und Überkapazitäten belasten den Markt

Der Verband macht vor allem hohe Standortkosten, teure Energie und weltweite Überproduktion verantwortlich. Viele Anlagen in Deutschland laufen derzeit weit unter ihrer möglichen Kapazität, weil internationale Wettbewerber ihre Märkte mit günstiger produzierter Ware überschwemmen. Die Folge: ein zunehmender Preis- und Margendruck, der zahlreiche mittelständische Betriebe an den Rand der Rentabilität bringt.

Standort Deutschland verliert an Attraktivität

Die aktuelle Entwicklung verschärft den Druck auf die Industriepolitik. Zahlreiche Unternehmen denken über eine Verlagerung der Produktion ins Ausland nach – in Länder mit niedrigeren Energiekosten und einfacheren Genehmigungsverfahren. Der VCI sieht hierin ein alarmierendes Signal: Mit einer durchschnittlichen Anlagenauslastung von 70 Prozent droht die Branche ihre industrielle Basis zu verlieren.

Pharmaindustrie trotzt dem Abschwung

Im Gegensatz dazu bleibt die Pharmabranche eine der wenigen Wachstumsquellen der Industrie. Sie profitiert von einem hohen Exportanteil und starken Forschungsaktivitäten. Experten sehen in ihrem Erfolg ein Beispiel, wie gezielte Förderung von Innovation und technologischem Fortschritt ganze Teilsektoren widerstandsfähig machen kann.

Forderung nach politischem HandelnDie Chemieunternehmen fordern nun gezielte Entlastungen durch die Bundesregierung. Neben niedrigeren Energiepreisen verlangen sie steuerliche Anreize und eine Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren. Laut VCI sind solche Schritte unerlässlich, um Arbeitsplätze zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Umfeld zu erhalten. Mit über 460.000 Beschäftigten zählt die Chemie zu den wichtigsten industriellen Arbeitgebern Deutschlands – ihr Abschwung wäre ein schwerer Schlag für die gesamte Volkswirtschaft.

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