Der weltgrößte Prothesenhersteller Ottobock hat am Donnerstag einen eindrucksvollen Start an der Frankfurter Börse hingelegt. Der erste Kurs wurde mit 72 Euro festgestellt – das entspricht einem Plus von neun Prozent gegenüber dem Ausgabepreis von 66 Euro, der bereits am oberen Ende der Preisspanne gelegen hatte. Kurz darauf schwächte sich die Euphorie leicht ab, die Aktie notierte zuletzt 0,4 Prozent im Plus.

An der feierlichen Eröffnung nahmen Vorstandschef Oliver Jakobi und Hans-Georg Näder, Enkel des Firmengründers Otto Bock, persönlich teil. Unter großem Medieninteresse läuteten sie gemeinsam auf dem Börsenparkett die Glocke – ein symbolischer Moment in der mehr als 100-jährigen Firmengeschichte des niedersächsischen Traditionsunternehmens.
Traditionsfirma mit globaler Bedeutung
Gegründet im Jahr 1919, hat sich Ottobock vom kleinen Orthopädiebetrieb zu einem Weltmarktführer für Prothesen und Medizintechnik entwickelt. Die Produkte des Unternehmens helfen täglich Hunderttausenden Menschen weltweit, Mobilität und Lebensqualität zurückzugewinnen – von hochmodernen Bein- und Armprothesen bis hin zu orthopädischen Systemen und Exoskeletten.
Heute beschäftigt das Unternehmen mehr als 9.000 Mitarbeiter in über 60 Ländern. Der Börsengang ist daher nicht nur ein wirtschaftliches Ereignis, sondern auch ein bedeutender Meilenstein für eine Marke, die seit Jahrzehnten für „Made in Germany“ im Gesundheitssektor steht.
„Ottobock bewegt Menschen – jetzt auch an der Börse“, sagte Vorstandschef Oliver Jakobi. „Der heutige Tag ist ein historischer Schritt für das Unternehmen, unsere Mitarbeiter und unsere Investoren.“
Bewertung und Struktur des Börsengangs
Zum Ausgabepreis von 66 Euro wurde Ottobock mit 4,22 Milliarden Euro bewertet. Rund 19 Prozent der Unternehmensanteile befinden sich künftig im Streubesitz. Der Börsengang erfolgte im streng regulierten Prime Standard – dem Marktsegment, das besonders hohe Transparenzanforderungen stellt und damit auch internationale Investoren anspricht.
Mit dem erfolgreichen Debüt ist Ottobock der erste Börsengang des Jahres 2025 in diesem Segment. Branchenbeobachter werten den Schritt als Zeichen neuen Vertrauens in den deutschen Kapitalmarkt, der nach einer längeren Phase der Zurückhaltung wieder vermehrt Neuemissionen erlebt.
Aussicht auf SDax-Aufnahme und Anlegerinteresse
Nach aktuellem Stand könnte Ottobock bereits im Dezember in den SDax aufgenommen werden – auf Platz 12 oder 13 im Ranking der kleineren börsennotierten Werte. Analysten sehen das Unternehmen dort im oberen Mittelfeld.
Der gelungene Start signalisiert zudem, dass Investoren den Medizintechnikmarkt wieder stärker in den Fokus nehmen. Die Kombination aus Innovation, gesellschaftlicher Relevanz und soliden Wachstumszahlen macht Ottobock für institutionelle Anleger attraktiv. Bereits in den ersten Handelsstunden wechselten mehrere Hunderttausend Aktien den Besitzer.
Symbol für industrielle Stärke und Innovation
Der Börsengang gilt in Wirtschaftskreisen als Mutmacher für den Standort Deutschland. Während viele Industriezweige unter Kosten- und Wettbewerbsdruck stehen, zeigt Ottobock, dass deutsche Technologieunternehmen weiterhin Weltspitze sein können – wenn sie auf Innovation, Qualität und langfristige Visionen setzen.
Hans-Georg Näder, der das Unternehmen jahrzehntelang geprägt hat, sagte: „Wir schreiben heute ein neues Kapitel unserer Geschichte. Der Börsengang ist kein Abschluss, sondern der Beginn einer neuen Wachstumsphase.“
Mit einem klaren Fokus auf Digitalisierung, robotergestützte Prothesenfertigung und intelligente Medizintechnik will Ottobock seine globale Marktposition in den kommenden Jahren weiter ausbauen.