Deutlich mehr Anträge als je zuvor stellt Regierung vor Probleme
In Großbritannien ist die Zahl der Asylgesuche auf ein neues Rekordniveau gestiegen. Zwischen Juli 2024 und Juni 2025 stellten insgesamt 111.084 Personen einen Antrag auf Schutz – die höchste Zahl seit Beginn der offiziellen Erfassung im Jahr 2001. Die neuen Daten des Innenministeriums in London zeigen, dass die Dynamik im Migrationsgeschehen weiter zunimmt und die Verwaltung an ihre Grenzen bringt.
Innenministerin betont Fortschritte
Trotz der Rekordzahlen hob Innenministerin Yvette Cooper hervor, dass die Behörden schneller arbeiteten als in den Vorjahren. „Wir haben die Einreisekontrollen verschärft, zusätzliche Rückführungen durchgesetzt und die Ausgaben für das Asylsystem reduziert“, erklärte sie. Dennoch bleibt die Zahl der noch offenen Verfahren immens: Rund 91.000 Menschen warten derzeit auf die Entscheidung über ihr Asylgesuch.
Hotelunterkünfte als Dauerlösung
Das größte Hindernis bleibt die Frage, wo die vielen Schutzsuchenden untergebracht werden können. Aufgrund gesetzlicher Verpflichtungen aus dem Jahr 1999 muss der Staat allen mittellosen Antragstellern Unterkunft und Grundversorgung bereitstellen. Da geeignete Wohnmöglichkeiten fehlen, leben aktuell rund 32.000 Asylbewerber in Hotels. Diese Praxis ist teuer und politisch hochumstritten. Frühere Regierungen hatten zeitweise noch deutlich mehr Menschen in Hotels untergebracht.
Wachsende Spannungen in Kommunen
In mehreren Städten führte die Unterbringung in Hotels zuletzt zu Konflikten und gewaltsamen Protesten. Besonders in der Gemeinde Epping im Nordosten Londons kam es zu Ausschreitungen, die ein Gericht schließlich dazu veranlassten, die Räumung eines Hotels anzuordnen. Ähnliche Verfahren werden auch in anderen Kommunen vorbereitet, was die Unterbringungssituation landesweit zusätzlich verschärfen könnte.
Immer wieder mussten Einsatzkräfte einschreiten, um Demonstranten von den Unterkünften fernzuhalten. Die Vorfälle heizen die öffentliche Debatte über Migration und Integration weiter an.
Überquerungen des Ärmelkanals halten an
Parallel zu den Rekordzahlen bei Asylanträgen bleibt auch die illegale Einreise über den Ärmelkanal ein politisch brisantes Thema. Im vergangenen Jahr gelangten fast 20.000 Migranten mit Booten von Frankreich nach England. Die britische Regierung kündigte an, enger mit Paris zusammenzuarbeiten, um Boote noch auf See abzufangen und zurückzuschicken.
Politischer Druck auf Premierminister Starmer
Premierminister Keir Starmer hatte angekündigt, die Unterbringung in Hotels bis zu den nächsten Wahlen zu beenden. Stattdessen sollen Abkommen mit Drittstaaten helfen, die Zahl der Asylanträge deutlich zu senken. Doch die Umsetzung ist schwierig, da gleichzeitig die rechtspopulistische Reform UK in Umfragen an Einfluss gewinnt und die Debatte weiter verschärft.
Die Regierung betont, dass eine neue Migrationspolitik nicht nur effizienter, sondern auch langfristig tragfähig sein müsse. Dennoch bleibt der Handlungsdruck hoch – sowohl aus finanziellen Gründen als auch aufgrund der angespannten Stimmung in Teilen der Bevölkerung.