Internationale Pressestimmen zum Ukrainegipfel

Von Karin Gutmann
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Geteilte Einschätzungen nach dem Treffen in Washington

Das Gipfeltreffen im Weißen Haus zwischen Donald Trump, Wolodymyr Selenskyj und mehreren europäischen Regierungschefs hat weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Während die Inszenierung vor laufenden Kameras Einigkeit demonstrieren sollte, bewerten viele internationale Medien den tatsächlichen Fortschritt eher gering. Die französische Zeitung Le Monde schrieb: „Die im Weißen Haus zur Schau gestellte Einigkeit (…) führte lediglich zu dem Versprechen, die Bemühungen fortzusetzen.“ Gleichzeitig betonte das Blatt, dass die russische Armee ihre Angriffe unverändert fortsetze – ein Hinweis darauf, dass zwischen diplomatischen Initiativen und der Realität auf dem Schlachtfeld eine deutliche Kluft bestehe.

Zweifel an der Verbindlichkeit von Sicherheitsgarantien

Besonders stark in den Vordergrund rückte die Frage, welche Garantien die Ukraine künftig tatsächlich erwarten kann. Die Washington Post stellte die Glaubwürdigkeit amerikanischer Zusagen in Frage: „Es ist schwer vorstellbar, dass Trump zustimmen würde, amerikanische Soldaten zu entsenden.“ Selbst die Aussicht auf europäische Friedenstruppen lasse sich nur schwer einschätzen. Entscheidend sei, ob Wladimir Putin überhaupt an deren Ernsthaftigkeit glaube. In dem Artikel hieß es warnend: „Wenn Trump oder ein westeuropäischer Staatschef voreilig eine Normalisierung mit Moskau anstrebt, könnte binnen weniger Jahre ein Krieg über ein unvorbereitetes Europa hereinbrechen.“

Russische Position: Vorbereitung vor Gesprächen

Auch in Moskau reagierte man zurückhaltend. Die staatliche Agentur Ria Nowosti kommentierte, ein Gipfeltreffen allein garantiere noch keinen Frieden. „Selbst bei einem erfolgreichen Treffen ist nichts sicher“, hieß es dort. Zudem sei ein dauerhafter Frieden nur denkbar, wenn Russland in den Vereinbarungen ausreichend berücksichtigt werde. „Es müssen Sicherheitsgarantien formuliert werden, die uns passen – nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Russland.“ Damit machte Moskau deutlich, dass es keine Lösung akzeptieren wird, die nur auf ukrainische Interessen zugeschnitten ist.

Forderungen nach belastbaren Garantien aus Osteuropa

Besonders deutlich wurden Stimmen aus Osteuropa. Die tschechische Zeitung Hospodářské noviny forderte, schriftliche Zusagen durch konkrete Maßnahmen zu untermauern: „Die Ukrainer brauchen nun greifbare Sicherheitsgarantien.“ Genannt wurden die Stationierung westlicher Soldaten und die Schließung des Luftraums für russische Drohnen und Raketen. Die Zeitung erinnerte daran, dass die Ukraine in der Vergangenheit bittere Erfahrungen mit bloßen Papierabkommen gemacht habe. Ein Dokument allein werde den Kreml nicht von einer erneuten Aggression abhalten.

Selenskyjs Auftritt überzeugt internationale Beobachter

Neben der politischen Substanz widmeten sich einige Medien der Inszenierung des Treffens. Der Sydney Morning Herald hob hervor, dass Selenskyj diesmal einen deutlich diplomatischeren Ton gefunden habe: „Während des Eklats im Februar hatte Selenskyj noch eine kämpferische Haltung eingenommen. Dieses Mal biss er sich auf die Zunge.“ Diese Zurückhaltung habe Spannungen vermieden und sei ihm strategisch zugutegekommen.

Auch die äußere Erscheinung des ukrainischen Präsidenten wurde positiv kommentiert. Die New York Times bemerkte, dass Selenskyj diesmal im Oval Office „formeller und dem Anlass entsprechend“ auftrat. Der Artikel sprach von einer „Meisterklasse in Diplomatie. Wie man Trump umwirbt.“ Der ukrainische Präsident habe verstanden, wie wichtig es sei, die Sprache Trumps zu sprechen – in Humor, Gestik und Auftreten.

Europäische Medien zwischen Hoffnung und Ernüchterung

Die italienische La Repubblica beschrieb das Treffen als „zweite Etappe der schwierigen Vermittlung Trumps“. Zwar sei es gelungen, weitere Akteure einzubinden, doch das Kernproblem – die von Russland kontrollierten Gebiete – bleibe ungelöst. Ohne eine Lösung dieser territorialen Frage seien alle Vereinbarungen fragil.

Die britische Times thematisierte erneut die Debatte um Schutzmechanismen für die Ukraine. Dort heißt es: „Nun werden erneut Sicherheitsgarantien für die Ukraine in Betracht gezogen, möglicherweise sogar mit Unterstützung der USA.“ Doch ob eine an Artikel 5 der NATO angelehnte Architektur greife, sei unklar. „Kollektive Verteidigung erfordert gemeinsamen Willen und einheitliche Bedrohungsanalysen. Putin hingegen verfolgt eine mehrdimensionale Offensive – von Sabotage gegen Unterseekabel über Cyberangriffe bis hin zu Söldneroperationen.“

Gesamtbild der Presseschau

Insgesamt zeichnet die internationale Presse ein Bild der Vorsicht und Skepsis. Einerseits wird Selenskyj für sein diplomatisches Geschick gelobt, andererseits bleibt der Eindruck, dass die zentralen Konfliktpunkte – Territorien, Sicherheitsgarantien und militärische Realitäten – weiterhin ungelöst sind. Der mediale Tenor lautet: Selbst ein gelungenes Gipfeltreffen könne höchstens einen Auftakt darstellen, doch von einem belastbaren Frieden sei man weit entfernt.

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