Knappheit bei Patriot-Systemen bremst Ukraine-Hilfe

Von Heinz Gerhard Schwind
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Trumps Ringtausch-Vorschlag stößt auf leere Lager

Donald Trump hat mit seinem Vorschlag eines Ringtauschs bei Patriot-Systemen eine Debatte über die Einsatzbereitschaft westlicher Luftverteidigung entfacht. Staaten wie Deutschland oder Polen sollen ihre vorhandenen Batterien an die Ukraine abgeben und später durch Nachlieferungen aus den USA ersetzt bekommen. Doch ein gravierender Engpass erschwert die Umsetzung: Die Verfügbarkeit dieser Hightech-Systeme ist extrem eingeschränkt.

Falschmeldung sorgt für Unruhe in Berlin

Nach Trumps Vorstoß wurde berichtet, dass deutsche Patriot-Systeme bereits auf dem Weg in die Ukraine seien. Das Verteidigungsministerium widersprach umgehend. Ein Sprecher erklärte: „Dazu liegen uns keine Informationen vor.“ Der Vorfall zeigt, wie angespannt die Lage ist. Die Patriot-Abwehr gilt als Schlüsseltechnologie gegen russische Raketenangriffe – doch viele Staaten haben kaum eigene Bestände.

Eskalation russischer Angriffe verschärft den Bedarf

Seit Mai 2025 intensiviert Russland seine Luftschläge auf ukrainisches Gebiet – insbesondere mit Hyperschallraketen des Typs Kinschal und ballistischen Waffen. Für den Schutz urbaner Zentren wie Kiew ist der Einsatz westlicher Systeme wie Patriot unerlässlich. Doch bislang sind dort nur wenige Einheiten einsatzbereit. Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert dringend mindestens zehn weitere Batterien, um lebenswichtige Infrastruktur zu sichern.

Munition als Flaschenhals in der Luftverteidigung

Weltweit gibt es laut Schätzungen des US-Militärs rund 210 Patriot-Batterien, davon rund 60 sofort einsatzfähig. Die USA selbst halten den größten Teil, viele andere Nutzer wie Japan, Israel oder Taiwan gelten aus geopolitischen Gründen als nicht verfügbar. Selbst in Europa ist die Lage schwierig: Deutschland hatte ursprünglich zwölf Batterien, drei gingen bereits an die Ukraine, weitere acht sind bestellt, aber noch nicht geliefert.

Das Hauptproblem liegt bei der Munition. Die sogenannten PAC-3-Raketen stammen vom Hersteller Lockheed Martin, dessen Produktionskapazität liegt aktuell bei rund 500 Raketen pro Jahr. Eine Erweiterung auf 650 Stück jährlich ist frühestens für 2027 geplant. Angesichts des akuten Bedarfs – auch durch den Konflikt in Israel – reichen diese Zahlen nicht aus. Die NATO rechnet mit einem Gesamtbedarf von 14.000 Raketen bis 2030.

Europa startet eigene Fertigungslinie ab 2027

Um sich unabhängiger von US-Lieferungen zu machen, wird im bayerischen Schrobenhausen eine neue Produktionsstätte aufgebaut. Dort sollen ab 2027 erstmals vollständige Patriot-Raketen für europäische Kunden gefertigt werden – ein Gemeinschaftsprojekt von Raytheon und MBDA. Vorgesehen ist eine Jahresproduktion von bis zu 1000 Einheiten für Abnehmer wie Deutschland, Spanien oder die Niederlande.

Solange diese Kapazitäten nicht verfügbar sind, bleibt der Blick auf die US-Reserven gerichtet. Die Vereinigten Staaten sind das einzige Land mit ausreichend Systemen und Raketen, um einen substanziellen Beitrag zur ukrainischen Luftverteidigung zu leisten. Ob Washington tatsächlich liefern will – und kann –, ist weiterhin unklar.

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